Kultur & Geschichte

  • „Die Erinnerung ist dir geblieben, schlimm und tragisch wär nur das Vergessen.“

    Nora Pfeffer, russlanddeutsche Lyrikerin, Übersetzerin und Kinderbuchautorin

Vor 20 Jahren begann meine Spurensuche

Seit vielen Jahren lasse ich nichts unversucht, um mehr über die Geschichte meiner Vorfahren und meine Herkunft zu erfahren. Diese Aufgabe kostet mich sehr viel Zeit, Geduld und oft auch Fantasie. Nicht selten muss ich Enttäuschungen und Niederlagen verkraften: Da sitzt man stundenlang vor dem Computer, stöbert ewig in den Archivdokumenten und Kirchenbüchern, liest sich endlose Namenslisten und Datenangaben durch – um am Ende kein bisschen vorwärts zu kommen. Keine neuen Ergebnisse, keine neuen Erkenntnisse, kein Fortschritt. Und an diesem Zustand ändert sich manchmal jahrelang nichts. Umso mehr wird jeder kleine Erfolg und jeder noch so kleine Fortschritt gefeiert und genossen! 

Hinweise aus allen Ecken dieser Welt

Bei meiner Spurensuche erlebte ich bereits die unglaublichsten Dinge, stieß auf spannende Fakten, fand entfernte Verwandte, schloss neue Freundschaften und bekam unerwartet Hinweise aus allen Ecken dieser Welt: Aus Russland, Kasachstan, Ukraine, Kanada, Brasilien, USA u. v. m. Viele Archive sind heute geöffnet und digitalisiert, zahlreiche Initiativen und Privatpersonen kümmern sich um Aufarbeitung der Daten. Das Forschen nach der eigenen Herkunft verknüpft mit der Aufarbeitung der russlanddeutschen Geschichte im Kontext der Weltgeschichte gehört zu den schwierigsten, aber auch spannendsten Aufgaben meines Lebens.

Von privaten zu beruflichen Projekten

Aus persönlichem Interesse und einer privaten Spurensuche entwickelten sich mit der Zeit zahlreiche Projekte. Das Wissen und die Erkenntnisse aus meinen Recherchen, meinen Spurensuche-Reisen, dem Austausch mit Gleichgesinnten sowie aus unzähligen Zeitzeugengesprächen fließen heute in alle Bereiche meiner Arbeit hinein: In meine Bücher, meine Theaterstücke, in die Seminare und Veranstaltungen, die ich organisiere und mitgestalte, in die Kinder- und Jugendprojekte und vieles mehr.

Weitere Eindrücke von meiner Reise in das Schwarzmeergebiet im Jahr 2021 finden Sie in den Highlights auf meinem Instagram-Account.

“Kultur fällt uns nicht wie eine reife Frucht in den Schoß. Der Baum muss gewissenhaft gepflegt werden, wenn er Frucht tragen soll.”

Albert Schweitzer, deutsch-französischer Arzt und Philosoph

Sie konnten ihrer Tätigkeit jahrelang – oder im schlimmsten Fall nie wieder – nachgehen. Bücher, Manuskripte und Kunstwerke wurden vernichtet. Durch die Wirren des 20. Jahrhunderts sind viele russlanddeutsche Kulturschaffende und ihre Werke in Vergessenheit geraten. Es dauerte mehrere Jahrzehnte bis sich unsere Kultur etwas erholen und wieder langsam aufblühen konnte.

Kultur wurde vernichtet und vergessen

Immer wieder wird darüber diskutiert, ob es die „russlanddeutsche Kultur“ überhaupt gibt, was diese darstellt, welche Werke dazu zählen und welche Kulturschaffenden dazu gehören. Durch stalinistische Repressionen und die Ereignisse der beiden Weltkriege erlebte die Kultur der Deutschen in der Sowjetunion einen großen Einbruch. Leider ist uns durch die Repressionen, die Assimilation in der Sowjetunion sowie die Migration nach Deutschland vieles verloren gegangen. Kulturschaffende wurden verhaftet, erschossen, deportiert.

Die junge Generation hat etwas zu sagen

Ich hatte das Glück und die Ehre viele unserer Kulturschaffenden persönlich kennenlernen zu dürfen, zu interviewen oder mit ihnen zusammen zu arbeiten, darunter: Nelli Kossko, Agnes Gossen, Dr. Wendelin Mangold, Heinrich Rahn, Eleonora Hummel, Artur Rosenstern, Rose Steinmark, Jakob Fischer, Lilia Henze, Viktoria Gräfenstein, Nikolaus Rode uvm. In den vergangenen Jahren kamen viele neue Namen dazu, denn die junge Generation der Russlanddeutschen hat ebenfalls etwas zu sagen.

Die russlanddeutsche Kultur mit all ihren Elementen – Literatur, Musik, Sprache, Malerei, Bildhauerei und nicht zu vergessen die Kochkunst – stellt einen wichtigen Baustein unserer Geschichte und unserer Identität dar.

Daher möchte ich die Kultur der Russlanddeutschen mit all ihrer Schönheit und Vielfalt nicht nur für mich immer wieder neu entdecken, sondern auch anderen Menschen näher bringen. 

Junge liegt lächelnd und mit geschlossenen Augen auf der Wiese
aufgeschlagenes Buch mit einem Herbstblatt

Wenn Sie mehr über die russlanddeutsche Kultur erfahren möchten, sprechen Sie mich an. Gern komme ich mit einem Vortrag zu einer Ihrer Veranstaltungen, berate Sie oder gestalte mit Ihnen gemeinsam ein Projekt. Mehr zu meinen kulturellen Tätigkeiten finden Sie unter Literatur und Theater sowie auf meinen Social Media Kanälen.

Junge sitzt auf einem Stein und hält. Mütze in den Händen, sein Gesicht ist nicht zu erkennen
Mädchen mit zwei Zöpfen sitzt auf einer Parkbank und liest ein Buch